Primäre Gründe
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Primäre Gründe

Wie modern, kühl oder distanziert unsere Welt auch werden wird, das Grundbedürfnis des Menschen nach Schutz und Geborgenheit wird sich nie ändern.

Wer schon einmal Holz gespalten und ein Feuer im Ofen seines Hauses angefacht hat, weiß, dass in diesen einfachen Arbeiten mehr steckt, als nur eine Pflicht. Genau so stellt es sich dar, wenn man einen Baum pflanzt oder ein Haus baut. Man bekommt eine Verbindung zur Erde und zum Leben überhaupt, die nicht im Reality-TV zu finden ist.

Wenn man Bauinteressenten fragt, warum sie an den Bau eines Blockhauses denken, hört man meistens ganz objektive Argumente: Niedrige Heizkosten, umweltfreundliche Bauweise mit geringem Primärenergiebedarf oder bspw. atmungsaktive Wände; sehr vernünftige Argumente. Nach dem Einzug sprechen die Bewohner vom „herrlichen Gefühl“, „wir haben noch nie so schön gewohnt“ oder „genau so haben wir es uns vorgestellt“. Aber, von den niedrigen Heizkosten hat noch keiner geschwärmt.

Vor der Entscheidung für ein Blockhaus, muss sich der Bauherr durch ein Meer von Mythen und Märchen kämpfen. Dies ist als eine Art Prüfung zu verstehen, die jeder Blockhaus-Bauherr bestehen muss, bevor er sein Haus bauen darf. Diese Mythen basieren auf einem Körnchen Wahrheit, deshalb ist es wichtig, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Argument ‘rustikal’

Zunächst schlagen dem Bauherrn Wellen von „viel zu rustikal“ entgegen. Oftmals wird tatsächlich zu sehr Richtung „uriges Blockhaus mit winzigen Fenstern“ gebaut. Im klassischen Fall besuchen Bauherr und Baufrau ein Blockhaus der etwas düsteren Art. Beim Bauherrn erwacht der Traum vom Leben als Holzfäller in den tiefen Wäldern Kanadas. Er ist begeistert. Bei der Baufrau entflammt die Furcht vor der Rückkehr in die dunkle Steinzeit. Sie will nur weg. So kann die Suche nach einem Blockhaus enden, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Blockhausinteressierte sollten sich auch Beispiele zeitgemäßer, heller und geschmackvoll ausgebauter Blockhäuser anschauen. Die eklektische Kombination von massivem Holz in modernem Ausbau ist höchst ansprechend. Eines der attraktivsten Exemplare, das ich kenne, kombiniert ungehobelte Tannenstämme mit einem hochmodernen Stahl-Glasdach mit integrierter Beschattungsanlage. Ob rustikal, durch und durch modern oder eklektisch – der einschränkende Faktor ist nicht die Bauweise, sondern unser Mangel an Phantasie.

Argument ‘Preis’

Im nächsten Schritt muss der Bauherr die heranstürmende Flut von Angeboten und das Gefühl „viel zu teuer!“ überstehen. Immerhin bemisst er, dass die Kosten für einen Kubikmeter Beton wesentlich niedriger sind, als für einen Kubikmeter Holz. Doch das Gesamtbild kann anders aussehen. Die Rohbaukosten eines Blockhauses werden irrtümlich mit denen eines Stein-auf-Stein-Hauses verglichen. Irrtümlich, wie gesagt, denn die Leistungsumfänge beider Varianten sind nicht deckungsgleich. Der Rohbau ist außerdem nur etwa die halbe Miete.

Die Kosten für die Ausbau- und Technikarbeiten werden meistens nicht vom Rohbau beeinflusst. Außerdem bietet sich im Blockhausbau ein verstärktes Potential an Eigenleistung. Die Eigenleistung besteht darin, Holz und Hammer zu bewegen und nicht Beton und Schlaghammer. Viele Bauherren sehen das genauso und begrüßen die höheren Eigenleistungsmöglichkeiten beim Blockhausbau. In einem konkreten Fall wurde ein Zweifamilienhaus gebaut. Das erste Geschoß in Stein auf Stein, das zweite Geschoß aus Naturstämmen. Der Bauherr hatte ‘gar keine Lust mehr’ am massiven Erdgeschoß weiterzuarbeiten. Das Kehren von frischem Sägemehl sei mit dem von Zement- und Mörtelstaub nicht zu vergleichen.

Argument ‘Konformität’

Jetzt kommt der schlimmste Widerstand überhaupt: „Das passt doch gar nicht hierher! In den Wald, auf die Prärie aber bitte nicht ins deutsche Wohngebiet.“ Das Architektenhaus nebenan, mit gewölbtem Wellblechdach, Spitzerker und Turm aber wohl? Wem will man es eigentlich recht machen? Ist der Blockhausbau baurechtlich zulässig, dann ist der Rest reine Ansichtssache. Nur der Bauherr und seine Einstellung sind gefragt. Bauen Sie für Ihre Nachbarn oder für sich? Es ist doch ewig nach der individuellen Bauweise gefragt und nicht nach der angepassten Konformität. Obwohl die Blockbauweise im Kommen ist, trifft sie auf mehr Widerstand als die Stein-auf-Stein-Nachbarschaft. Nach dem Bauen erntet sie dafür umso mehr Blicke.

Argument ‘Dichtigkeit’

Nun ist es fast geschafft, nur noch ein paar Untiefen sind zu bewältigen: „Das bekommt man nie dicht!“ „Wissen Sie“, sagt der Stein-auf-Stein-Architekt, „ich bin auch Segler, und ich kenne Holz. Es arbeitet immer, deswegen wird ein Holzboot nie dicht. Und dieses Haus bekommen sie auch nicht dicht.“ Schon einmal gehört? Zwei Jahre später stand trotzdem ein Blockhaus da. Und der Bauherr fühlte sich darin wohler als jemals zuvor. Und entgegen allen Prophezeihungen ist das Haus dicht. Zudem schwimmen Holzboote dennoch und sind das Highlight im Segelsport.

Es ist schon wichtig und richtig auf die spätere Dichtigkeit zu achten. Stimmt das Design, der Baustoff und das Handwerk, dann kann man sich auf ein dichtes Blockhaus freuen. Wir bauen hier allerdings auch keine Geige. Wer das Quietschen eines Massivholzbodens nicht hören kann, sollte sich von der lebendigen Blockhausbauweise fernhalten. Strebt jemand die Dichtigkeit einer Sardinenbüchse an, dann baut er besser den in Extruderhartschaum eingepackten Stahlbeton-Koloss mit dem Architekten von nebenan.

Manche Leute schaffen es, sich durch solche Argumente durchzuboxen und wollen nach wie vor ein Blockhaus bauen. Die Erfahrung mit handgefertigten Blockhäusern zeigt, dass es keinen Standard-Bauherrn gibt. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Altersgruppen, unterliegen völlig unterschiedlichen Einkommensverhältnissen und politischen Meinungen, und sie haben die unterschiedlichsten Lebensphilosophien. Eines aber haben sie gemeinsam:

Im Blockhaus fühlt man sich wohl

Im Blockhaus ist man umgeben mit natürlichen Formen. Im Gegensatz zu den sterilen, glatten Wänden eines Krankenhauses bietet das Blockhaus eine organische Oberfläche. Keine zwei Wandteile sind gleich. Die Äste, die Holzmaserung das Spiel von Früh- und Spätholz – selbst die Risse und das Harz sind natürliche Formen. Das Auge und somit die Seele überkommt Freude und Ruhe bei der Betrachtung. Nehmen Sie drei Kugeln, eine aus Holz, eine aus Stahl und eine aus Stein in die Hand und vergleichen Sie beim Berühren die unterschiedlichen Empfindungen. Holz hat dabei die mildesten Auswirkungen. Es vermittelt Leichtigkeit und Wärme.

Das Blockhaus ist eine der urigsten Bauweisen überhaupt. Es ist nachzulesen, dass am Grunde des Schwarzen Meeres Überreste von Holzgebäuden liegen, die 18.000 Jahre alt sind. Trotz zahlloser technischer Verbesserungen, die sich in der Blockbaukunst entwickelt haben, kann man keine großartigen Unterschiede zwischen heute und damals feststellen. Alt oder Neu, in einem Blockhaus spüren wir Geborgenheit und den Kontakt zur Natur und zur Erde, beides ist tief verwurzelt mit unserer Vergangenheit. Der Mensch hetzt ständig einer inneren Ruhe hinterher. Im Blockhaus ist alles ein bisschen langsamer und ruhiger und vielleicht tut es uns deshalb so gut, weil wir in dieser natürlichen Wohnstätte unser Gemüt pflegen.

Primäre Gründe

Das Leben im Blockhaus ist eigenartig: die Ruhe, der Geruch, die natürliche Kraft des massiven Holzes. Es sind Eigenschaften, die niemals aus einem Stück Plastik generiert werden können. Ich bin überzeugt, dass kaum ein Bauherr an den niedrigen Primärenergieverbrauch des Blockhauses denkt, wenn er vor seinem Holzfeuer sitzt. Im tiefsten fühlt er sich wohl. Und das genügt.